Frankfurt war gut zu mir – mein (sehr persönliches) FBM-Fazit

Ich bin in Frankfurts Nachbarstadt geboren und aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt süd-östlich der Goethestadt. Ich habe in Frankfurt einige Jahre gearbeitet, meine ersten Schritte ins Berufsleben dort gemacht und bald wird es mich mit meinem Brotjob wieder dorthin verschlagen. Vielleicht klingt es kitschig, aber für mich ist der Anblick der Frankfurter Skyline so beruhigend, wie für echte Kölner der Anblick des Doms – er löst ein Gefühl der Sicherheit aus, des Nachhause-Kommens. Frankfurt war immer gut zu mir, hat mir Arbeit (im Hotel, in einer Filmproduktionsfirma, einer Bank, einem Kino und einem Zeitungsverlag) gegeben, und mir die besten Partynächte (einschließlich meines Jungesellinnen-Abschieds) beschert. In Frankfurt war ich ganz unten – mit gerade mal 33 Cent auf meinem Bankkonto und im Rotlichtviertel einer vollbusigen Pornodarstellerin das Mikro ansteckend. Ganz oben habe ich mich gefühlt, als ich im 26. Stockwerk einer großen deutschen Bank, souverän den Vertretern einer kooperierenden chinesischen Bank die interne Kommunikationsstrategie präsentiert habe. 

Seit ich im Herbst 1998 (20 Jahre ist das her, ach du Scheiße!) zum ersten Mal früh morgens in die Bahn gestiegen bin, um zu meinem Schülerpraktikum im Marriott-Hotel an der Messe zu fahren, habe ich viele, viele Male die Skyline aus einem Zugfenster betrachtet. Meist war ich dabei müde, weil es früh morgens war. Manchmal war ich traurig, weil gerade die Beziehung zu meinem Ex zerbrochen war oder ich meinen Job hasste und nicht wusste, wie es mit mir weitergehen soll. Immer war der Anblick für mich eine Art Trost, ermunternd und teilweise auch motivierend. So betrachtete ich auch letzte Woche auf meinem Weg zur Frankfurter Buchmesse die Skyline aus dem Zugfenster und mir wurde dabei warm ums Herz. Und das lag nicht an dem herrlichen Wetter. Mittlerweile ist auch die Buchmesse für mich zu einem Zuhause geworden, zu einem Ort, an dem man Freunde und Gleichgesinnte trifft. Wie war sie denn nun für mich dieses Jahr?

Ich hatte mir ein Fachbesucher-Dauerticket gegönnt und so auch jeden Tag der Fachbesuchertage entsprechend ausgenutzt. In der Selfpublisher-Ecke der Halle 3 gab es wie immer interessante Vorträge, viel zu Lachen und eine Menge Umarmungen mit Freunden aus der Autoren-Bubble. Etwas angefressen hat mich die Tatsache, dass mein Selfpublishing-Dienstleister BoD dieses Mal wenig einladend zu mir war (im Gegensatz zur Buchmesse in Leipzig im März oder der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr). Es war schließlich nicht der gute Kaffee, der mich dazu brachte, „Teufelswetter“ mit BoD zu veröffentlichen. Aber, gut. Das ist dann wahrscheinlich der Unterschied zwischen SP-Dienstleister und (Klein-)Verlag.

Apropos Verlag: Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit Corinne M. Spoerri am Stand vom Sternensand Verlag. Ich hatte bereits vergangenes Jahr ein Auge auf diesen Verlag geworfen und dieses Jahr war der Stand praktisch doppelt so groß. Sie nehmen derzeit keine Manuskripte an, aber Corinne sagte mir, dass sie planen, für die nächste Messe Pitch-Termine zu vergeben. Man bewirbt sich dann hierfür mit seinem Manuskript, wird zum Messestand eingeladen und kann sich vorstellen. Sternensand geht es nämlich auch darum, dass man menschlich zusammenpasst. Das finde ich ganz toll. Ebenso spannend fand ich die Tatsache, dass der GedankenReich Verlag sein New Adult Programm ausbauen möchte. Vielleicht findet das Manuskript von Projekt „Lola“, wenn es fertig ist, doch noch den Weg in einen Verlag.

Am Messe-Freitag habe ich an der VIP-Autorenkonferenz teilgenommen, die vom BvjA zusammen mit der Messe Frankfurt veranstaltet wurde. Sie war ganz okay, ist aber hinter ihren Erwartungen zurück geblieben. Viele Vorträge waren eher auf Anfängerniveau. Das klingt jetzt vielleicht arrogant – ich bin ja selbst erst ganz kurz dabei, aber man hat als bereits veröffentlichter Autor und wenn man sich ausgiebig mit dem Publizieren beschäftigt hat, eben doch andere Erwartungen. Die Leipziger Autorenrunde mit ihrem Konzept der Tischrunden finde ich da schon besser, weil man sich den Themenschwerpunkt selbst aussuchen kann und nicht sieben Stunden am Stück Frontal-Vorträgen lauschen muss. 

Ich habe dieses Mal auf eine Präsenz am Messestand verzichtet (das Geld geht dafür in eine Reichweitenkampagne auf lovelybooks). Doch ich war natürlich nicht ohne Glückskekse unterwegs. Dieses Mal waren unter den 20 Keksen zwei Zitate aus „Teufelswetter“ versteckt. Wer eins erwischte, gewann das Buch. Mein Beutelchen war bereits an Messetag 2 ziemlich geleert und noch hatte keiner Glück gehabt. So kam es dann, dass lustigerweise Kia und Wiebke quasi gleichzeitig, bzw. direkt hintereinander die beiden Zitate gezogen haben. Ich gebs offen zu: Ein bisschen nervös bin ich jetzt schon. Denn die beiden kennen sich gut aus, veröffentlichen ausführliche und wirklich gut geschriebene Rezensionen auf weltenbibliothek.de und arbeiten u. A. als Lektorinnen … Ob da der Teufel seine Finger im Spiel hatte?

An Abendveranstaltungen hatte ich mir Pub’n’Pub und 9lesen rausgesucht. Ersteres war ganz nett zum Netzwerken. Und 9lesen war – genau wie in Leipzig – einfach grandios. Das lag nicht nur an den lesenden Autoren, sondern auch am Publikum. So wurde die Veranstaltung in einer Frankfurter Ebbelwoi-Kneipe zu einem Treffen mit Freunden bei mir um die Ecke.

Und so schließt sich der Kreis: Frankfurt war wieder einmal gut zu mir. Die Buchmesse in „meiner“ Stadt war herrlich anstrengend und unheimlich schön.