Was Lesezeichen und Regenschirme gemeinsam haben

So, nun ist sie vorbei, die 69. Frankfurter Buchmesse. Für mich war diese Buchmesse allerdings eine Premiere: Zum ersten Mal war ich dort - ja, genau - zum ersten Mal als Autorin. Ich hatte nur wenig Ahnung, was mich erwartet, um ganz ehrlich zu sein. Doch im Wesentlichen lief es wie geplant und das ist die Hauptsache. 
Im Vorfeld hatte ich allerdings schon ein paar Befürchtungen, gespeist von den üblichen Vorurteilen, die bei meinen Media-Kollegen (ich nenne keine Namen) so über die literarische Szene verbreitet werden: elitär, feindselig gegenüber Selfpublishern, beherrscht von verkrusteten, alten Strukturen des Buchhandels, ... Natürlich ist auch diese Szene - wie viele Branchen - in dieser VUCA-Welt von heute angekommen. Das merkte man schon bei der Pressekonferenz zur Eröffnung

Aber ich bin nur eine kleine (angehende) Autorin, eine Quereinsteigerin, die im ersten Semester Media Management mal was über Buch-Management gelesen hat. Immerhin half mir mein haupt-beruflicher Background dabei, eine halbwegs solide Messe-Strategie zu entwickeln. Denn das ist das Wichtigste - wie überall zu lesen ist. Man muss einen Plan haben, muss wissen, was man erreichen will... Nun ja... ich bastelte also ganz naiv ein paar Lesezeichen.

Da ich (noch) keine Visitenkarten habe (und dank meiner Chefin zu wenig Zeit hatte, mich rechtzeitig darum zu kümmern - ja, ich weiß, bin selbst dran Schuld), brauchte ich etwas, auf dem mein Name, meine Website/ Blog, etc. stehen. Man sagt ja so schön, dass einem die besten Ideen an stillen Orten kommen. Mir kommen die besten Ideen z.B. meist im Bett. Oder, wenn ich unter Zeitdruck stehe. Letzteres war dieses Mal der Fall und so fand ich am Tag vor der Buchmesse spontan den Weg in den Bastelladen. Ein bisschen lächerlich kam ich mir schon vor. Ich dachte, auf dieser Messe wimmelt es doch von professionellen Buchmenschen, Autoren, Star-Bloggern. Wenn es ganz schlecht läuft, kriegst du deinen Mund nicht auf und am Ende kannst du deine unprofessionell gebastelten Lesezeichen alle wieder mit nach Hause nehmen.
Doch was sollte ich tun? Mit diesen Dingen ist es wie mit Regenschirmen: Ist man ohne unterwegs, regnet es. Nimmt man einen mit, wird es nicht regnen. Gehe ich ohne Visitenkarten auf die Messe, werde ich garantiert danach gefragt. Bastele ich wie ein kleines Mädchen fleißig Visiten-Lesezeichen, dann brauch ich sie gar nicht.  

Und wie war sie nun, die Messe?*
Überwältigend war sie und wirklich lehrreich (welch altmodisches Wort!) für mich. Begeistert haben mich die Programm-Angebote und Diskussionsrunden in der Self-Publisher Area und dem ORBANISM SPACE. Hier konnte ich viele Anregungen und Tipps mitnehmen. Noch besser wäre es gewesen, wenn diese beiden Hot Spots näher beieinander gewesen wären und nicht in unterschiedlichen Hallen. Blogger und Self-Publisher sind ja nicht selten Partner oder sogar in einer Person vereint. Interessant fand ich die Diskussion beim Kick-off der SP-Area, bei der Lars Birken-Bertsch von der Frankfurter Buchmesse über ein mögliches Format sinnierte, mit dem sich Buchhandel und Self-Publisher zukünftig auf der Messe besser vernetzen können. Ob diesen Worten auch Taten folgen, wird sich zeigen.
Mein persönliches Fazit? - Durchaus positiv und besser als erwartet. Luft nach oben gibt es natürlich immer.
  • Positiv: Ich habe tolle Autoren-Kollegen und Blogger kennengelernt, die mir hilfreiche Tipps gegeben haben.
  • Negativ: Meine To-Do-Liste umfasst nun mehrere DIN-A4-Seiten.
  • Positiv: Ich habe nun eine bessere Vorstellung davon, wie ich meinen Roman veröffentlichen werde.
  • Negativ: Die Veröffentlichung wird sich etwas verzögern. (Hatte ich die To-Do-Liste erwähnt?)
  • Positiv: Ich habe alle meine Lesezeichen verteilt. 
  • Negativ: Ich hätte noch mehr gebraucht ...
Wie sagt man so schön? Nach der Messe ist vor der Messe.
Jup! Man sieht sich in Leipzig (an meinem Geburtstag, übrigens).


*Dies hier ist mein persönliches Messefazit. Zu den rechtsgerichteten Verlagen und den Ausschreitungen, zu denen es am Samstag in deren Umfeld kam, gibt es entsprechende Berichterstattung in den Medien. Ich möchte dem ganzen hier keine Bühne geben. Und ich wünsche mir, dass die Messe-Veranstalter hier in Zukunft weitsichtiger agieren.